Die "Praxis für Filmtherapie" im Keller des Wulfenia Kinos befand sich ein Jahr lang an einem idealen Standort. Zum einen, weil sie im Untergeschoss eines alten Traditions-Kinos aus den fünfziger Jahren eingerichtet war (im kleinsten Saal des Hauses, der eine Zeitlang als „Verzehrkino“ betrieben wurde). Vor allem aber, weil sich die Praxis in einem höhlenartigen Raum befand, der einen mit den bewegten Bildern, die eine Lichtquelle (Beamer) auf die Leinwand wirft, sogleich an das berühmte Höhlengleichnis von Platon denken ließ.
Wenn jedoch in dessen Gleichnis die Menschen seit je gefesselt in einer Höhle leben müssen, in der sie nicht einmal ihren Kopf wenden können, so dass die von der Feuerstelle hinter ihnen erzeugten Schattenbilder an der Höhlenwand ihre einzige Vorstellung von der Wirklichkeit sind, dann soll durch die Filmtherapie genau das Gegenteil ermöglicht werden. Im „Kino des Lebens“ lassen sich Fesseln lösen und Augen öffnen. Wenn wahrhaftige Filmgeschichten, die das Gesamtkunstwerk eines großen Teams kreativer Menschen sind, mit den Lebensgeschichten der im Kinosaal anwesenden Menschen zusammentreffen, entsteht gemeinsam ein neues Kunstwerk – eine Art „soziale Skulptur“, wie Joseph Beuys einstmals seine Vorstellung von der gesellschaftsverändernden Kraft der Kunst benannt hatte.
In den kostbaren Momenten einer wahrhaftigen Begegnung, wenn Menschen beginnen, sich zu öffnen und einander ihre Gefühle und Gedanken anzuvertrauen, überwinden sie ihre inneren Grenzen und spüren eine tiefe Verbundenheit mit anderen. Im gemeinsamen Erlebnis authentischer Geschichten – ob auf der Leinwand oder in der Gruppe – beginnt bereits ein heilsamer solidarischer Prozess, der womöglich noch lange nachwirkt.
Seien Sie herzlich eingeladen zu unseren intern angebotenen, geschlossenen Veranstaltungen. Ausgehend vom jeweiligen Thema und dem Kreis der Teilnehmenden wird durch den nicht öffentlichen, sondern gemeinsam gestalteten und psychotherapeutisch begleiteten Rahmen ein sicherer, vertrauensvoller Ort geschaffen.